Projektmanagement - Zusatzkompetenz oder Hauptberuf?

Projektleiter wird der Mitarbeiter, die zum Projektthema die richtige Kompetenz mitbringt. Das Entwicklungsprojekt leitet die zuständige Produktverantwortliche, das Projekt zur Einführung der digitalen Rechnungsverarbeitung der Leiter des Controllings. Häufig sind die Mitarbeiter nur zu den Grundlagen des Projektmanagements ausgebildet.

 

Was aber entscheidet letztlich über den Projekterfolg: Die Fachkompetenz des Projektleiters oder die Kompetenz im Projektmanagement?

 

Die Theorie: Was macht eine professionelle Projektleitung aus?

 

Die Aufgaben des Projektleiters sind vielfältig. Er (oder sie) bringt die Toolbox des Profis mit, um ein Projekt richtig aufzusetzen, die Kommunikation im Team sicherzustellen, Projektrisiken zu erkennen, Budget, Zeitplan und Qualität zu planen und zu überwachen und das Projekt sauber abzuschließen. Durch die klare Definition von Zielen und Inhalten, die Abstimmung mit allen wichtigen Stakeholdern und die Einbindung der richtigen Mitarbeiter im Team schafft der Projektleiter die Grundlage für ein Projekt, in dem alle Beteiligten das gleiche Verständnis vom Ziel haben und an einem Strang ziehen.

 

Die notwendige Fachkompetenz für die Durchführung der Projektaufgaben bringt das Team mit. Für die Einführung neuer Produkte greift der Projektleiter auf die Erfahrung von Ingenieuren, Qualitätsmanagern, Marketingexperten, Einkäufern und Controllern zurück, die sich bestens in ihrem jeweiligen Fachgebiet auskennen. Aufgabe des Projektleiters ist es, die Zusammenarbeit im Team zu optimieren, damit alle ihr Fachwissen bestmöglich einbringen können.

 

Der Projektleiter konzentriert sich auf das Projekt als Ganzes. Er kennt erprobte Tools, um Ideen im Team zu sammeln, sei es bei der Festlegung der Projektanforderungen, zur Identifikation von Risiken oder zur Planung von Zeit und Kosten für anstehende Einzelaufgaben. Das Projektcontrolling, Reporting, Stakeholder Management und die Durchführung von Lessons Learned zum Projektabschluss liegen in kompetenten Händen.

 

Die Praxis: Wie sieht Projektmanagement in der Realität häufig aus?

 

Wir alle haben es schon erlebt - die Geschäftsführung setzt noch ein Projekt auf. Die personellen Kapazitäten sind eng, der Zeitplan erst recht. Ohne klar definierten Projektauftrag legt das Team los, obwohl noch kein gemeinsames Verständnis darüber herrscht, wohin es gehen soll.

 

Ein Abteilungsleiter übernimmt zusätzlich zu den täglichen Aufgaben in der Linie die Projektleitung. Weisungen an Teammitglieder führen zu Kompetenzkonflikten mit anderen Abteilungsleitern. Im Unternehmen verankerte Projektmanagement-Prozesse und -Methoden gibt es nicht oder sie haben sich nicht durchgesetzt. Der Projektleiter ist nur oberflächlich im Projektmanagement geschult. Er kann nicht alle Bereiche eines Projektes gleichermaßen professionell aufsetzen. Es kommt zu Planungsfehlern, der ursprüngliche Rahmen des Projektes wird gesprengt (scope creep), die Kommunikation mit Stakeholdern und Management ist unzureichend, Risiken werden nicht erkannt, der Zeitplan wird nicht eingehalten, Kosten werden überschritten. Wechselwirkungen mit anderen Projekten werden durch ein fehlendes Multiprojektmanagement außer Acht gelassen. Das Projekt wird irgendwie zu Ende gebracht, ohne dass aus Fehlern gelernt wird oder Best Practices für die Zukunft festgehalten werden.

 

Problem ist nicht mangelndes Fachwissen, sondern mangelnde Kenntnis und Erfahrung im Einsatz von Methoden, Prozessen und Tools des Projektmanagements.

 

Professionelles Projektmanagement trägt zum Projekterfolgt bei

 

Viele Projekte scheitern nicht an mangelnder Fachkompetenz des Teams. Sie scheitern vielmehr daran, dass die Aufgaben und die erforderliche Methodenkompetenz des Projektleiters unterschätzt werden.

 

Das heißt ganz sicher nicht, dass jeder nicht perfekt geschulte und nicht langjährig erfahrene Projektleiter zwangsläufig einen schlechten Job macht. Es bedeutet, dass Unternehmen beim Aufsetzen von Projekten aktiv untersuchen sollten, welche Größe und Komplexität das Projekt hat und welche Kompetenzen (und Ressourcen!) in der Projektleitung erfahrene und verfügbare Mitarbeiter mitbringen. Besteht zwischen Projektkomplexität und Mitarbeiterkompetenzen eine Lücke, kann man auf einen professionellen Projektleiter zurück greifen. Diesen (oder diese) akquiriert man projektweise als externen Mitarbeiter oder baut ihn langfristig intern auf.

 

Dabei wundere ich mich immer etwas über entsprechende Stellenausschreibungen oder Gesuche für Freelance Projektleiter. Gesucht wird dann der/die "Projektleiter/in des Projektes Entwicklung Airbag Tür Fahrerseite". Das erweckt den Eindruck, dass man keinen Projektleiter sucht, sondern einen Ingenieur, der den Airbag entwickelt und gleichzeitig das Gesamtprojekt leitet.

 

Was sind Ihre Erfahrungen und Empfehlungen?

 

(Bildnachweis: Icons made by Freepik from www.flaticon.com is licensed by CC 3.0 BY)

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